Ilbesheim damals

In der Römerzeit stand auf Ilbesheimer Gemarkung vermutlich ein römischer Gutshof, eine „villa rustica“, die man bei Ausgrabungsarbeiten 1969 fand. Als die Römer das linke Rheinufer aufgaben, stießen um das Jahr 450 die Franken von Norden in unseren Raum vor. Um diese Zeit ist Ilbesheim als fränkische Siedlung zwischen 450 und 600 n. Chr. entstanden. Die älteste Nennung unseres Dorfes ist allerdings erst in einer Urkunde des Klosters Weißenburg fest zustellen. Die Namensdeutung geht ebenfalls in die Zeit der fränkischen Landnahme zurück. Aus dem Heim des Franken „Ulvin“, wird erst im Jahre 1828 das endgültige Ilbesheim. Herrschaftlich kam das Dorf 1410 zum Herzogtum Pfalz –Zweibrücken, Amt Neukastel.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Ilbesheim stark in Mitleidenschaft gezogen. Ab 1635 war das Dorf ausgestorben bzw. verlassen. Seit dieser Zeit gehört es auch mit nur einer kurzen Unterbrechung zur Pfarrei Leinsweiler.

Geschichtlich darf natürlich die Zeit und das Geschehen während des Spanischen Erbfolgekrieges nicht vergessen werden. Während der Belagerung von Landau durch die kaiserlichen Truppen hatte König Josef von Österreich hier im Rathaus sein Hauptquartier aufgeschlagen. Am 07. November 1704 wurde der so genannte Ilbesheimer Vertrag geschlossen, der die Verhältnisse zwischen Bayern und Österreich regelte. Eine steinerne Tafel am Rathaus weist auf dieses Ereignis hin.

Ilbesheim stand von 1793 bis 1813 unter französischer Herrschaft. Am 01. Mai 1816 kam Ilbesheim unter bayrische Verwaltung, die offiziell erst mit der Kapitulation am 8. Mai 1945 endete.

Vor der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg muss Ilbesheim ein blühendes Handwerker- und Winzerdorf mit schönen Fachwerkhäusern gewesen sein. Einige Häuser, vor allem das Rathaus, erbaut 1558, lassen dies erahnen. An fast allen älteren Häusern sind auch heute noch Spuren dieser Zeit in Form von Schlusssteinen, Kapitalen, Handwerkszeichen, Jahreszahl u.s.w. zu entdecken.

Im 15. und 16. Jahrhundert war Ilbesheim ein Zentrum für den Anbau von Safran. Die im Herbst blühende Krokusart ist das teuerste Gewürz der Welt. Unterhalb des Kalmitwingerts am Ortseingang von Landau – Arzheim ist die Wiederanpflanzung zu besichtigen.

Rathaus – 1558

Das Rathaus ist das älteste und zweifellos auch das baugeschichtlich bedeutendste Gebäude von Ilbesheim. Es wurde 1558 errichtet. Charakteristisch ist die offene Halle im Erdgeschoss, deren von Bögen durchbrochene Seitenwände aus rotem Sandstein bestehen. Ein dicker Balken, der auf zwei Sandsteinpfeilern aufliegt, trägt die Hallendecke. Die Obergeschosse sind in Fachwerk ausgeführt. Der Zugang dorthin führte früher über eine äußere Wendel­treppe an der Nordwand. Die Ausbuchtung für diese Treppe ist noch zu erkennen. An der Westseite des Untergeschosses befindet sich ein Relief aus rotem Sandstein mit dem Wappen des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken, zu dem Ilbesheim fast vier­hundert Jahre gehörte. An der Ostseite erinnert eine Tafel an den so genannten Ilbesheimer Vertrag.

Bild: Rathaus um 1940; Fotografie: aus dem Besitz von Manfred Born

Ilbesheimer Vertrag – 1704

Während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) trat Ilbesheim in die Weltgeschichte ein. König Josef I. war mit einer gefederten Kutsche, deren Verdeck sich öffnen und schließen ließ – genannt „Landauer“– von Wien nach Ilbesheim gekommen, um die Belagerung Landaus, das von den Franzosen besetzt war, zu verfolgen. Das Rathaus wurde sein Hauptquartier und das gegenüberliegende Haus seine Wohnung. Da er auf der Wendeltreppe des Rathauses belästigt wurde, baute man eine Holzbrücke, welche die beiden Häuser miteinander verband (Einschnitte im Fachwerk zeigen es). Im Rathaus wurde am 7. November 1704 der so genannte Ilbesheimer Vertrag zwischen König Josef I. und der bayerischen Kurfürstin Theresia Kunigunde abgeschlossen. Der Vertrag sollte den Krieg zwischen Bayern und Österreich beenden. Er hatte jedoch nur etwa ein halbes Jahr Bestand.

Auf der Steintafel steht: „Im Gemeindehaus zu Ilbesheim hatte während der Belagerung von Landau durch die deutschen Reichstruppen im Jahre 1704 der röm. König Josef I. sein Hauptquartier aufgeschlagen. Daselbst wurde auch am 7. November desselben Jahres zwischen diesem Fürsten und der damaligen Churfürstin, Regentin von Bayern Therese Kunigunde, der nach Ilbesheim genannte Vertrag abgeschlossen, welcher die Verhältnisse zwischen Bayern und Österreich feststellte bis zur Wiederherstellung des früheren Zustandes durch den Frieden zu Rastatt.“

Bild: Rathaus um 1930; Fotografie: Hans Hieb

Fachwerkhaus – um 1600

Eines der schönsten und ältesten Fachwerkhäuser. Es überstand die schwerste Unwetter­katastrophe, die Ilbesheim seit Menschengedenken heimgesucht hat. Am 9. Mai 1927 führte der Birnbach ungeheure Wassermassen ins Unterdorf, welche starke Verwüstungen anrichteten. Häuser und Scheunen stürzten ein, eine Menge Kleinvieh ertrank. Menschen kamen nicht zu Schaden. Am Torpfeiler sowie an umliegenden Häusern ist die damalige Wasserhöhe markiert.

Bild: Fachwerkhaus um 1930; Fotografie: Fritz Bauer

Alte Waschbank, Wehr am Birnbach

In früheren Jahren wurde die Wäsche an der Waschbank im Birnbach gewaschen und am Bachrand zum Bleichen und Trocknen ausgebreitet. Der breit gestaute Birnbach diente den Kindern als Spiel- und Schwimmstätte. Das Gewässer war nicht verrohrt, sondern führte offen durch die heutige Bachgasse. Die Waschbank wurde 1993 an historischer Stätte neu errichtet.

Bild: Wehr am Birnbach („Weed“) und Waschbank um 1930

Parc de Chavot-Courcourt

Ilbesheim pflegt seit 1984 eine Partnerschaft mit der Gemeinde Chavot-Courcourt in der Champagne. In Chavot hat man deshalb eine Straße „Rue de Ilbesheim“ benannt, bei uns erinnert der kleine „Parc de Chavot-Courcourt“ an die deutsch-französische Partnerschaft.

Bild: Männerchor „1863 Ilbesheim“ in Chavot-Courcourt 1984 (ehem. Ilbesheimer Bürgermeister Gustav Becker in der ersten Reihe, dritter von rechts und ehem. Bürgermeister von Chavot-Courcourt RogerDesbordes in der Bildmitte mit hellem Anzug)

Fotografie: Helmut Schmitt

Kirche und Friedhof

Die Barockkirche wurde in den Jahren 1717-1720 erbaut. Die baufällig gewordene Vorgängerin stand etwas oberhalb des Dorfes zwischen dem steilen Weg zur Kleinen Kalmit und dem neueren Teil des Friedhofs. Sie hieß nach dem Heiligen Laurentius, einem Märtyrer, der im dritten Jahrhundert in Rom auf einem eisernen Rost den Feuertod erlitt. Da der Heilige Laurentius besonders im 10. Jahrhundert verehrt wurde, ist anzunehmen, dass die erste Ilbesheimer Kirche bereits damals entstanden ist. Mitte des 14. Jahrhunderts muss die Laurentiuskirche eine bedeutende Wallfahrtstätte gewesen sein. Zum Bau der neuen Kirche fanden ihre Steine Verwendung. Im Innern sind die Gedenktafeln für die Gefallenen der beiden Weltkriege angebracht. Der Friedhof wurde im Jahr 1745 terrassenförmig im Kalk-Mergel-Boden des Westhanges der Kleinen Kalmit angelegt.

Bild: Arzheimer Straße, Hochzeit von Franz Diehl und Emilie Schmitt 1934; Fotografie: Hans Hieb

Wohnhaus und Atelier von Adolf Doerner 1892-1964

In der Arzheimer Straße standen das Wohnhaus und das Atelier des Malers Adolf Doerner, geboren am 26. Juli 1892. Er war einer der wichtigsten Vertreter des dynamischen Flügels innerhalb des expressiven Idealismus in der Pfalz. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts hielt sich Adolf Doerner oft im Atelier von Max Slevogt in der Akademie in Berlin auf. Hier half er Slevogt bei verschiedenen Wandmalereien und Dekorationen, so etwa in der Gaststätte „Berliner Kindl“ am Kurfürstendamm. 1924 beriet er Max Slevogt bei den Wandmalereien des Musikzimmers auf Neukastell in Leinsweiler. Es dauerte bis in die Anfänge unseres Jahrhunderts, ehe man sein künstlerisches Schaffen entsprechend würdigte. (Quelle: Adolf Doerner, Leben und Werk)

Bild: Selbstbildnis von Adolf Doerner um 1930

Safranfeld

Safran (crocus sativus) teuerstes Gewürz der Welt. Im 15. und im 16. Jahrhundert war Ilbesheim ein Zentrum für den Anbau von Safran, einer im Herbst blühenden Krokusart. In einem „Strasbourger Kreuterbuch“ aus dem Jahr 1577 wird auf den Safrananbau hingewiesen: „Nit fern von der Statt Landaw, bei dem Berckhaus Newcastel liegt ein Dorff Ilfüßheim genandt, würt der Saffran heftig und mit Fleiß gepflanzet.“ Auch die nahe gelegene Stadt Landau hat 1455, um Safran abzuwiegen, eine spezielle Waage angeschafft. Um ein Kilo Safran zu ernten, benötigt man 180.000-250.000 Blüten .

Bild: Safran zur Blütezeit im Herbst; Fotografie: Manfred Born

Kalmitwingert

Die Vereinigung Gast und Wein legte 1996 den Kalmitwingert (ca. 3000 qm) mit 19 verschiedenen Reberziehungsformen an. Sie zeigen die Entwicklungsgeschichte des Weinbaus von der Antike bis in die Gegenwart. Für 150 Rebstockbesitzer aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland werden 900 Weißburgunderreben von Ilbesheimer Weingütern gepflegt. Alljährlich am Pfingstsamstag, anlässlich der Kalmitwingerttafel, erhalten die Rebstockbesitzer jeweils sechs mit ihrem eigenen Etikett versehene Flaschen Wein.

Bild: Weinlese in Ilbesheim um 1930; Fotografie: Hans Hieb

Kleine Kalmit

Der Name Kleine Kalmit stammt von der Bezeichnung monte caldo „Kahler Berg“. Die Erhebung von Kalkablagerungen bildete sich bei der Absenkung des Rheingrabens vor 30 Millionen Jahren. Heute ist sie ein Naturschutzgebiet, in dem die seltene Küchenschelle besonders gut gedeiht. Daneben wachsen auch Orchideen und andere außergewöhnliche Pflanzen. Die Kleine Kalmit besteht aus weißgrauem Tertiärkalk, der von einer dünnen Humusschicht bedeckt ist. Früher wurde hier Kalk abgebaut und in den Kalköfen von Ilbesheim und Arzheim gebrannt oder als Straßenschotter verwendet. Dieser Kalk diente auch als Baustoff zur Errichtung der Festung Landau. Noch heute zeugen die Trichter von dem damaligen Kalkabbau. Die kleine Kapelle wurde 1851 von der Nachbargemeinde Arzheim errichtet. Sie grenzt an Ilbesheimer Gemarkung und ist mit 271 m die höchste Erhebung im Rheingraben.

Bild: Kleine Kalmit um 1930; Fotografie: Hans Hieb

Napoleonsbank – 1811

Die Geburt eines Stammhalters Napoleons war der Anlass zur Errichtung einer Ruhebank aus rotem Sandstein. Der Sturz über den Seitenpfeilern diente früher zum Abstellen der Lasten, die die Frauen auf dem Kopf zum Markt trugen. Die französische Inschrift an der Vorderseite des Sturzes, die man heute nicht mehr lesen kann, lautet in der Übersetzung: „Errichtet von der Gemeinde Ilbesheim am 9. Juni 1811“.

Bild: Napolenonsbank um 1955; Fotografie: Otto Dörner

Historisches Sandsteinhaus 1604

Viele Geschichten ranken sich um die Erbauung dieses Hauses. Den heutigen Besitzern liegen Unterlagen vor, die den Rückschluss zulassen, dass das Gebäude möglicherweise von adligen Hugenotten erbaut wurde. Die Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Hugenotten dauerte bis 1598. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Familie „Disque“ eine neue Heimat suchte und in Ilbesheim fand. Nach derzeitigem Stand war der erste „Disque“, der in Ilbesheim geboren wurde, Johann Bernhard Disque (* 17. 3. 1702). Das 1604 erbaute Eckhaus wirkt wie ein hochherrschaftliches Haus, es ist ausgestattet mit typischen Renaissancefenstern und einem reich verzierten Erker mit schönem Beschlagwerk und reich profilierten Kragsteinen. Von den drei an der Mittellinie des Erkers übereinander angebrachten Schilden ist der unterste der Meisterschild, der mit dem Steinmetzzeichen versehen ist. Im Innenhof befinden sich eine schöne Holzgalerie und ein prächtig gestaltetes Portal mit der Inschrift 1604, ebenfalls mit Bäcker- und Steinmetzzeichen. Rechts neben dem Portal sind mehrere Renaissancefenster erhalten. Der Zugang zum Keller, der ebenfalls im Innenhof liegt, trägt die Jahreszahl 1567. Im Oktober 1805 heiratete Georg Michael Schloß, von Beruf „Ackerer“, eine Tochter des Hauses, Maria Juliana Disque. Die beiden bauten 1818 in die Hausanlage verschiedene landwirtschaftliche Nutzgebäude ein, wie Scheune und Ställe. Heute befindet sich im Gebäude ein Gästehaus.

Bild: Blick die Leinsweiler Straße hinunter mit historischem Sandsteinhaus rechts; Fotografie: Hans Hieb

Ilbesheim

Bild: Blick über Ilbesheim um 1930

Fotografie: Hans Hieb

Kalmitgasse

Bild: Blick in die Kalmitgasse um 1930

Fotografie: Hans Hieb

Alte Dorfstraße

Bild: Blick in die ehemalige Hauptstraße, Hochzeit um 1932

Fotografie: Hans Hieb

Die Frühmeß

Bild: Blick in die Frühmeßstraße um 1930 (ehemaligem Schulhaus/Zehntkeller, Friedenslinden, Kirche)

Fotografie: Hans Hieb

Wilhelm Hornberger

Hier erblickte am 19. 2. 1819 der Bildhauer Wilhelm Hornberger das Licht der Welt. In seinem Atelier im kurfürstlichen Schloss in Mannheim schuf er vor allem Portraitbüsten, lebensgroße Figuren und Christusköpfe. Eindrucksvolle, zum Teil denkmalgeschützte Werke seines künstlerischen Schaffens sind auf Friedhöfen in Worms, Mannheim und Landau zu bewundern (besonders Sarkophage und Grabmäler im Landauer Friedhof). Unter seinen vielen Arbeiten findet man auch ein Denkmal von König Wilhelm II. (der Oranier) und ein Denkmal von Goethes Jugendfreundin Frederike, das in Offenburg zu sehen ist. Sein Traum war es, auf der Kleinen Kalmit nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870-1871) eine monumentale „Germania“, eine 20m hohe Statue – im Hintergrund die Madenburg, Neukastell und den Trifels angedeutet – zu errichten. Sein Entwurf, der von Kaiser Wilhelm I. wohlwollend beurteilt wurde, ist in seiner Form von Bismarck und dem Reichstag nicht akzeptiert worden. Hornberger hatte das Modell der „Germania“, als tief religiöser Künstler mit dem Schwert in der Scheide modelliert, man wollte aber unbedingt ein nationales Monument mit dem gezogenen Schwert. Während der Verhandlungen starb Hornberger in Weinheim an der Bergstraße am 19. Juni 1882. Ein Jahr später, im September 1883, konnte das Germania-Denkmal von Johannes Schilling im Niederwald errichtet werden und findet heute weltweite Beachtung.

Bild: Fotografie von Wilhelm Hornberger um 1870; Fotografie: aus dem Besitz von Hermann Schmitt